Der Wiedehopf am Wagram
Schönheit mit schlechtem Ruf
Wer Bezeichnungen wie Kothahn, Stinkvogel, Drecksvogel oder Misthahn hört und sich nicht mit der heimischen Vogelwelt beschäftigt, wird wohl kaum auf den Gedanken kommen, dass mit
diesen abfälligen Namen eine unserer schönsten Vogelarten gemeint ist. Zu diesen Namensgebungen kam es durch das Abwehrverhalten junger und brütender weiblicher Wiedehopfe, die bei Gefahr
flüssigen Kot abspritzen und gleichzeitig über die Bürzeldrüse ein Sekret absondern, das einen üblen Geruch verbreitet.
Er sagt wie er heißt
Ab Mitte April kann man den weithin hörbaren Paarungsruf des Wiedehopfes vernehmen – „upupup“ . Dieser Ruf zeichnet nicht nur für die wissenschaftliche Bezeichnung des Wiedehopfes, Upupa epops, verantwortlich. In England wurde daraus Hoopoe, in den Niederlanden Hop, in Portugal Poupa. Über die Bedeutung des deutschen Namens herrscht Unklarheit. „Wiede“ wird einerseits aus dem althochdeutschen witu = Holz hergeleitet, könnte aber auch vom althochdeutschen wito = weit, dies wegen des weittragenden Rufes stammen. „Hopf“ hat seinen Ursprung wahrscheinlich im Ruf des Vogels, durch sprachliche Angleichung an Hüpfen wurde daraus Hopf.
Populär aber selten
Beim Wiedehopf handelt es sich um einen überaus populären und einst weit verbreiteten Vogel. Betrachtet man allerdings das heutige Verbreitungsgebiet, so kann man dies schwer
nachvollziehen, der Wiedehopf hat bereits vor Jahrzehnten einen Rückmarsch angetreten und viele früher von ihm besiedelte Landschaften Mitteleuropas aufgegeben.
Weitgereister Höhlenbrüter
Der Wiedehopf besiedelt Mitteleuropa als Zugvogel, seine Winterquartiere befinden sich in Afrika, nur ein kleiner Teil des Bestandes überwintert im Mittelmeergebiet. Der Wiedehopf brütet in Höhlen und Halbhöhlen aller Art, in alten Spechthöhlen, in Höhlen in Lehm- und Felswänden, in Mauerspalten, in Hohlziegeln, in Bretterstapeln und in Reisighaufen. Die bis zu 10 Eier werden 15-16 Tage lang bebrütet, die Jungen werden in der Höhle 24-28 Tage lang gefüttert.
Der Lebensraum des Wiedehopfes ist im Schwinden begriffen
Die ehemals reich strukturierten bäuerlichen Kulturlandschaften stellten ideale Lebensräume für den Wiedehopf dar. Bevorzugte Lebensräume sind Obstgärten mit alten, höhlenreichen
Obstbäumen, lichte Trockenwälder, beweidetes Grünland mit altem Baumbestand, Weingartenlandschaften mit Trockenrasen, Brachflächen. Durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft sind viele
dieser für ein Vorkommen des Wiedehopfes nötigen Lebensraumelemente aus der Landschaft verschwunden. Es wundert daher nicht, dass der Wiedehopf mittlerweile in NÖ zu den vom Aussterben bedrohten
Vogelarten zählt.
So kann geholfen werden
Der Wiedehopf stellt eine echte Besonderheit nicht nur der Wagramer Landschaft dar. Mit entsprechenden Maßnahmen können die Bestände dieses seltenen Vogels am Wagram erhalten und erhöht werden:
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durch die Erhaltung alter, Höhlen aufweisender Bäume
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durch die Erhaltung von Trockenrasen und Obstwiesen
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durch die Pflanzung hochstämmiger Obstbäume, Eichen oder Linden
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durch die Bewahrung kleinräumiger, abwechslungsreicher Weingartenlandschaften
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durch das Anbringen von speziellen Nistkästen
„Der Wiedehopf braucht Freunde“. Ein Projekt zum Schutz des Wiedehopfes
2005 wurde von Wagrampur ein Projekt zum Schutz des Wiedehopfes ins Leben gerufen. Als Vorbild diente ein erfolgreiches, von Herrn Christian Stange am Kaiserstuhl in Baden-Württemberg ins Leben gerufenes Wiedehopf-Schutzprojekt. Die Maßnahmen von Wagrampur bestehen sowohl in der Bereitstellung und Betreuung von Nistkästen als auch in der Bewußtseinbildung. Von einem kleinen Restbestand ausgehend, konnten wir bereits 2005 elf erfolgreiche Bruten verzeichnen, 2008 kam es schon zu 88 Bruten in den Nistkästen. Auf diesem Niveau hat sich der Bestand mit kleinen Abweichungen nach oben bzw. unten eingependelt. Durch Vorträge und Medienmitteilungen machen wir auf die Möglichkeiten, dem Wiedehopf ein Überleben in der modernen Kulturlandschaft zu sichern, aufmerksam. Es ist uns ein Anliegen, es nicht beim Angebot von Nisthilfen bleiben zu lassen und darauf hinzuweisen, dass es einen umfassenden Ansatz braucht der für ein reiches Vogelleben sorgt.